"Ein schönes Bild! Magst du mir die Geschichte dazu erzählen?", fragte ich die kleine Malerin, nachdem sie den Pinsel zu Seite gelegt hatte und nun still vor ihrem Werk saß. Sie nickte, und nach einem tiefen Luftholen fing sie an zu erzählen: "Ich mag den Wald. Die Bäume sind so groß und stark. Da kann ich mich immer anlehnen und nachdenken."
"Und über was denkst du so nach?"
"Über alles."
"Über alles?"
"Ja. Über Tiere, Blumen und Menschen wie sie wachsen und leben. Und wie sie sich auf der Welt zurecht finden können. Das muss ganz schön schwer sein, immer wieder den richtigen Baum mit dem eigenen Nest zu finden."
Eine innere Botschaft
Auf den ersten Blick eine einfache Unterhaltung zwischen einem Kind und einem Erwachsenen. Doch unter der Oberfläche des Bildes versteckt sich eine Botschaft: Die junge Malerin musste sich ebenso wie die kleinen Tiere im großen Wald zurecht finden, denn sie war vor einigen Wochen eingeschult worden. Schule und der Schulhof waren für sie noch ein großer "Raum", denn es zu erforschen, zu erfassen und zu beherrschen galt, und in den ersten Tagen beschäftigte sie immer wieder der Gedanke, ob sie nach der Pause ihr Klassenzimmer denn auch wieder finden würde. Doch ihre Schul-Patin - ein großes Mädchen aus der vierten Klasse - half ihr und gab ihr Halt. An sie konnte sie sich im übertragenen Sinne anlehnen.
Wir beide hatten ein langes und schönes Gespräch. Ein Gespräch, an dessen Ende ist wusste, ich musste mir keine Sorgen um die Kleine machen. Das Bild strahlte in seinen hellen Farben eine - wenn auch nachdenkliche - Fröhlichkeit aus. Sie selbst lächelte auf auf dem Bild wie auch beim Erzählen.
Das Unterbewusstsein hatte dem Mädchen beim kreativen Arbeiten die Hand geführt. Da in der Stille gemalt wurde, gab es keine Ablenkung. So konnte sie sich von ihren anfänglichen Bedenken im wahrsten Wort-Sinn ein Bild von ihrer neuen Lebens-Situation machen.
Malen gibt ihnen und ihrem Kind immer wieder die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Das stärkt die Eltern-Kind-Beziehung, denn ihr Sohn oder ihre Tochter fühlen sie an- und ernstgenommen. Sie werden von ihnen gehört und gesehen. Das ist ein elementarer Baustein, um sich gesund entwickeln zu können. Bekommt ein Kind diese Aufmerksamkeit nicht, wird es in Form von Rebellion - in den verschiedensten Facetten - auf sich aufmerksam machen.
Malen festigt aber nicht nur die Eltern-Kind-Beziehung. Auch die geistigen Fähigkeiten eines Kindes werden gefördert. Ebenso fördert malen die Feinmotorik und das Selbstbewusstsein.
Das schreibt die Presse: http://www.taunus-zeitung.de/lokales/hochtaunus/usinger-land/Neuer-Kreativkurs-fuer-Kinder;art48706,1241201